Am Gründungskongress der Zweiten Internationale, der 1889 in Paris abgehalten wurde, beschlossen die Delegierten, den 1. Mai im Gedenken an einen blutig niedergeschlagenen Streik in Chicago zum internationalen Kampftag der Arbeiterklasse zu erklären.
Der erste 1. Mai im Jahr 1890 wurde auch in Wien festlich begangen – trotz schlimmster Befürchtungen seitens des konservativen Bürgertums. So schrieb die Neue Freie Presse in ihrem Leitartikel: „Die Soldaten sind in Bereitschaft, die Thore [sic!] der Häuser werden geschlossen, in den Wohnungen wird Proviant vorbereitet wie vor einer Belagerung, die Geschäfte sind verödet, Frauen und Kinder wagen sich nicht auf die Gasse, auf allen Gemüthern [sic!] lastet der Druck einer schweren Sorge. Das ist die Physiognomie unserer Stadt am Festtage der Arbeiter.“
Die Arbeiter agierten mit Ruhe und Disziplin. Überall in Wien wurde die Streikparole befolgt. Am Vormittag gab es in Wien etwa sechzig dezentrale Versammlungen, nachmittags zogen mehr als 100.000 Arbeiter in den Prater. In der Arbeiter-Zeitung vom 23. Mai 1890 schrieb Friedrich Engels: „Feind und Freund sind sich einig darüber, daß auf dem ganzen Festland Österreich, und in Österreich Wien, den Festtag des Proletariats am glänzendsten und würdigsten begangen, und die österreichische, voran die Wiener Arbeiterschaft sich damit eine ganz andere Stellung in der Bewegung erobert hat.“
Der Waschsalon Karl-Marx-Hof zeigte Maifestschriften, Abzeichen und Fotografien aus den Jahren 1890 bis 1934.
Dauer der Sonderausstellung
23.4. bis 20.12.2015